Norwegische Orte und Regionen A-Z:
H A R D A N G E R
Fylke Hordaland
Meine Besuche: 1996, 1998, 1999, 2001, 2002
Zur Region:
Der Begriff Hardanger beschreibt eine Region, die sehr vielfältig ist. Sie umfaßt zum einen den gesamten Hardangerfjord (südlich von Bergen und nördlich von Haugesund) mit seinen diversen Ausläufern (Sørfjord/Odda, Ulviksfjord, Eidfjord). Zur Hardangerregion gehört aber auch die Hardangervidda - eine landschaftlich rauhe Hochgebirgsebene, die bei Wanderern sehr beliebt ist - und zwei Gletscher, der Folgefonn (westlich von Odda) und der Hardangerjøkulen (südwestlich von Finse).
Neben den landschaftlichen Kontrasten ist die Hardangerregion wegen ihres milden Klimas in den geschützten Fjordarmen aber besonders als ergiebiges Obstanbaugebiet bekannt. Zisterziensermönche des 13. Jahrhunderts brachten den Obstanbau zum Sørfjord.
Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten die Bauern der Umgebung die inzwischen fast schon vergessene Einnahmequelle wieder und bebauten die sonnenreichen Hänge hauptsächlich mit Apfel- und Kirschbäumen.
Allein in der Gemeinde Ullensvang, nördlich von Odda, blühen im Mai/Juni etwa 500.000 Obstbäume.
80% aller norwegischen Kirschen werden hier angebaut, aber der Apfel hat wirtschaftlich die größere Bedeutung.
Heute lockt die Blütezeit viele Touristen an. An den Straßen wird das Obst direkt vom Erzeuger vertrieben. Z.T. sind Besichtigungen der Plantagen möglich.
Sehenswürdigkeiten:
- Die Obstblüte vor dem Hintergrund des Folgefonngletschers ist das vielleicht bekannteste Fotomotiv der Hardangerregion.
- Die Hardangervidda ist sowohl im Sommer als auch im Winter bei Wanderern sehr beliebt. Der norwegische Touristenverein (DNT) betreibt eine ganze Anzahl von Hütten, die geschützte Übernachtungen ermöglichen. Im Winter ist die Hochebene für ihr rauhes Klima bekannt; früher haben hier die Polarforscher ihre Expeditionen vorbereitet. Ab März gibt es gekennzeichnete Loipen auf der Hardangervidda.
Der Hardangervidda-Nationalpark wurde 1981 eingerichtet und umfaßt eine Fläche von 3.422 qkm. Die gesamte Hochebene hat eine Fläche von ca. 10.000 qkm.
- Das
Hardangervidda Naturzentrum in Øvre Eidfjord bietet eine interessante Ausstellung von den Tiefen des Fjords bis auf die Berggipfel. Besonders der Film von Ivo Caprino ist unbedingt sehenswert und alleine schon den Eintritt wert.
- Der schönste Wasserfall in der Hardangerregion ist der Vøringfossen am Ende des Måbødalen. Er erhält seinen Zufluß aus der Hardangervidda und auch hier gilt: nur in der Saison gibt es etwas zu sehen. Zwischen dem 1. Juni und dem 15. September speist der große Sysendamm (einer der größten Steindämme Norwegens direkt an der Reichsstraße 7) den Vøringfossen mit einer Wassermenge von 12 Qubikmeter pro Sekunde.
- Das Sima-Kraftwerk, Norwegens größtes Wasserkraftwerk, kann besichtigt werden (was pro Jahr über 25.000 Menschen machen). Die Halle der Kraftstation liegt 700 m tief im Berg.
- Kjeåsen ist ein alter Berghof, der seit 1300 wie ein Adlernest auf einem kleinen Felsvorsprung 600 m über dem Simafjord klebt. Bis zur Fertigstellung des Sima-Kraftwerks war dieser Hof nur über einen extrem beschwerlichen Fußpfad zu erreichen; heute führt eine Straße dorthin und ermöglicht die Besichtigung.
- Das Oddatal wird als 'Tal der Wasserfälle' bezeichnet. Am bekanntesten ist der Låtefoss, ein Doppelwasserfall, der wie die meisten anderen Wasserfälle aber heute nur in der Saison rauscht, weil die Wassermassen in den anderen Jahreszeiten für die Stromgewinnung genutzt und umgeleitet werden.
- Nordwestlich von Odda liegt am Ende des Skjeggetales der Ringedalsdamm, Norwegens größten Steindamm. Mit einer Kabelbahn kann man auf den Mågelitopp fahren, der als Ausgangspunkt für Wanderungen in der Hardangervidda geeignet ist.
- In Tyssedal, wenige Kilometer nörlich von Odda am Hardangerfjord gelegen, befindet sich das
Norwegische Wasserkraft- und Industriemuseum.
- Das
Hardanger Volksmuseum in Utne zeigt ein Haufendorf mit zahlreichen Einrichtungsgegenständen, wechselnde Themaausstellungen und permanente Ausstellungen über Volkskunst und traditionelles Handwerk (Volksmusiksammlung, Geigenbauerwerkstatt).
- Das Utne Hotel entstand 1722 als Gasthof, wurde 1849 zum Hotel erweitert und gehörte 250 Jahre zur selben Familie. Inzwischen ist das historische Holzgebäude im Besitz einer Stiftung.
- Agatunet am Westufer des Sørfjords (zwischen Odda und Utne) ist eines der wenigen erhaltenen Haufendörfer Norwegens mit 30 - 40 Häusern, ursprünglich gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz einer Familie. Das ehemalige Gerichtshaus 'Lagmannsstova' von 1250 ist einzigartig, da es das einzige Mittelaltergebäude des Landes mit erhaltenem Keller und Holzhaus ist. 1938 wurde die Siedlung nach der Flurbereinigung von den letzten ansässigen Bauern verlassen und die Stiftung Agatunet übernahm die unter Heimatschutz stehenden Gebäude. Ausstellungen von Trachten, Werkzeug sowie eine Mittelalterausstellung und Kunsthandwerkverkauf.
- In Lofthus steht im Garten des Hotels Ullensvang eine Komponistenhütte von Edvard Grieg, der hier zeitweise wohnte.
- In Kinsarvik steht eine der ältesten Steinkirchen Norwegens von ca. 1160 im romanischen Stil, vermutlich von Schotten erbaut.
- In Ullensvang wird am Forschungszentrum 'Planteforsk' der Obstanbau wissenschaftlich weiterentwickelt. Die Labors und Versuchsfelder können besichtigt werden.
- Die Stabkirche in Røldal gehört mit den Rosenmalereien zu den Sehenswürdigkeiten der Region.
- Auf dem Folgefonngletscher lockt ein
Sommerskizentrum die Sportenthusiasten an (Skibus ab Jondal, nordwestlich vom Folgefonn; Parkmöglichkeiten direkt am Sommerskizentrum; Norwegens längster Gletscherskilift mit 1100m); ebenso gibt es geführte Gletscherwanderungen.
- Der Folgefonngletscher kann auch über einen Wanderweg durch das Buardalen, bei Odda, zu Fuß erreicht werden.
- Die 'Hardangerkathedrale' in Jondal, größte Kirche der Hardangerregion, wurde 1888 erbaut.
- Die
Baronie Rosendal westlich des Folgefonn ist Norwegens einzige Baronie mit einem Schloß von 1665. Zu der Anlage gehören ein Landschaftspark und ein einzigartiger Renaissancepark mit Rosen. In der Saison Führungen und viele kulturelle Veranstaltungen.
- Ulvik gehört wegen seines milden Klimas zu den ergiebigen Obstanbaugebieten. Im Zentrum für Obst- und Gartenanbau wird geforscht, ausgebildet und informiert. Die Hjeltnes Gartenbauschule von 1901 ist Norwegens älteste Gartenbauschule, u.a. mit Kräuter- und Rosengärten und einem ökologischen Demonstrationsgarten.
- Ornithologen finden mit dem Ulvikpollen ein interessantes und ergiebiges Feuchtbiotop, welches unter Naturschutz steht; eine Beobachtungshütte steht zur Verfügung.
- Bei Ulvik gibt es die Skulptur 'Stream Nest' zu besichtigen, die während der olympischen Winterspiele in Lillehammer errichtet wurde. Sie besteht aus 23.000 Mauersteinen und 3.000 Stöcken und gibt eine Musik von Geir Løvold wieder.
- In Norheimsund gibt es ein Heimatmuseum und das 'Hardanger Fartøyvernsenter', ein nationales Fachzentrum für die Restaurierung erhaltungswürdiger Holzboote. Besichtigungen sind möglich, die alte Hardangeryacht 'Mathilde' kann gechartert werden.
- Der Steindalsfossen bei Norheimsund diente dem norwegischen Pavillon auf der EXPO 2000 als Vorbild: man kann hinter den Wasserfall gehen.
- Der 'Fyksesund', östlich von Norheimsund, ist der schmalste Fjordarm des Hardangerfjords. In der Saison gibt es Bootsausflüge von Steinstø nach Botnen.
- Verschiedene Fjell- und Fjord-Rundfahrten führen mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Busse, Schnellfähren) von Bergen über den Hardangerfjord zum Vøringsfossen und wieder zurück
- Rundflüge führen mit Wasserflugzeugen über Fjorde oder Gletscher (z.B. ab Norheimsund, Ullensvang, Jondal oder Ulvik). Bei Husedalen/Kinsarvik können auch Hubschrauber gechartert werden.
- Finse ist der höchste Punkt der Bergenbahn (von Oslo nach Bergen) und ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und Skiausflüge. Ca. 60 km markierte Loipen rund um Finse. Der Rallarvegen (95 km lang), der während der Erbauung der Bergenbahn für die Arbeiter angelegt wurde, ist heute ein beliebter Fahrradweg. Das Rallarmuseum dokumentiert die Arbeiten an der Hochgebirgsstrecke, die zwischen 1871 und 1901 erfolgten. Von Finse aus erreicht man auch am besten den Hardangerjøkulen Gletscher mit 1876 m Höhe.
Quelle: www.FBoller.de
Ursprungsadresse der Homepage: http://www.fboller.de/norwegen/
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