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Mein erster Gang führte mich morgens zu einem der zahlreichen Kioske in Oslo. Der Erwerb einer Tageszeitung war Pflicht, denn es galt, einen langen Tag mit zahlreichen Angeboten und Ereignissen zu planen. Erfreulicherweise gab es in den Zeitungen detaillierte Zeit- und Ortangaben, so dass sich jeder in der Stadt seinen ganz persönlichen Plan gestalten konnte.
Um 10 Uhr ging es dann ins Zentrum. Bereits in den frühen Morgenstunden war die Karl-Johan-Gate für den Autoverkehr gesperrt worden und die Besuchermassen hatten die Straße für sich erobert. Das ganze Stadtzentrum war mit unzähligen Nationalflaggen geschmückt. Am Storting, dem norwegischen Parlament, hingen große Gestecke, die dem Brautstrauß ähnelten. Der Eingang des Doms war geschmückt mit - ich muß es gestehen - für mich unidentifizierbaren modernen Planen und Blumenarrangements.
Es war Samstagmorgen und alle Geschäfte hatten geöffnet, aber die Menschen bewegten sich scheinbar ziellos durch die Straßen, einfach um die Volksfestatmosphäre zu genießen, die Arrangements zu betrachten und für den Nachmittag einen Platz mit guter Sicht auf die Wagenkolonnen und evtl. auf eine der großen Leinwände auszusuchen.
Oslo hatte bereits zur 1000-Jahrfeier Erfahrung mit Großveranstaltungen gemacht. Damals hatten sich ca. 120.000 Besucher rund um den Rathausplatz gedrängt, was beinahe eine Panik auslöste. Um ähnliches zu vermeiden, hatte die Stadt die Veranstaltungsorte am Hochzeitstag im Zentrum verteilt.
Am Hafen, auf dem Rathausplatz und rund um die Festung Akershus war solch ein Veranstaltungsort. Bereits seit dem Vortag fand dort ein Holzbootfestival statt. Zahlreiche Boote lagen im Hafen und konnten besichtigt werden. Die norwegische Marine war mit einem U-Boot und weiteren Fahrzeugen vertreten, die man ebenfalls besichtigen konnte. Außerdem spielte eine Marinekapelle auf und auf dem Rathausplatz informierte eine Ausstellung über europäische Königshäuser. Ein Anziehungspunkt waren die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen direkt vor der Festung Akershus lagen und aus nächster Nähe bestaunt werden konnten. Eine Großleinwand nahe der Touristeninfo übertrug große Teile der Feierlichkeiten.
Am frühen Nachmittag wurde es Zeit, sich einen geeigneten Platz mit guter Aussicht zu suchen. Ab 14 Uhr wurde der gesamte Stadtkern für den Autoverkehr gesperrt und auch für Fußgänger ergaben sich durch die Absperrungen zum Teil große Umwege. Kurz danach waren ruck zuck die besten Plätze an der Karl-Johan-Gate vergeben, obwohl die Wagenkolonnen vom Schloß zum Dom erst nach 16 Uhr abfahren sollten. Ich hatte mir einen Platz vor dem Schloß ausgesucht, von wo aus ich die Karl-Johan entlangschauen konnte - bis die Soldaten kamen und direkt vor den Zuschauern ein Ehrenspalier bildeten. Das war zwar ein nettes Schauspiel und half dabei, die lange Zeit zu überbrücken (die armen Soldaten wurden immer wieder vor und zurück kommandiert und mußten sich andauernd neu ausrichten), aber leider versperrten sie auch ziemlich viel der schönen Aussicht.
Gegen 16 Uhr begannen die Gäste vom Schloß zum Dom zu fahren. Wie das Protokoll es vorsah, fuhren zunächst die weniger wichtigen Gäste, danach die Vertreter der nahestehenden Königshäuser ab. Inzwischen war es entlang der Route gerammelt voll und alle Leute beteiligten sich an den Spekulationen: 'Wer ist das, kannst Du die erkennen?' - 'Das war doch ...' Die erkannten Gäste wurden mit großem Hallo begrüßt. Besonders lauten Applaus bekamen die Mitglieder der schwedischen Königsfamilie und natürlich - ganz am Ende - die Mitglieder des norwegischen Königshauses. Leider fuhren die meisten Gäste in Limousinen mit geschlossenen Fenstern, so dass es oft schwierig war, sie zu erkennen. Nur Prinzessin Märtha Louise und der norwegische König Harald grüßten aus einem offenen Fenster, was mit umso mehr Applaus belohnt wurde.
Das Brautpaar folgte - in getrennten Limousinen - ganz am Ende der Kolonne. Bereits jetzt war der Zeitplan um ca. 15 Minuten überschritten. Die meisten Schaulustigen machten sich jetzt auf zu einer der Großleinwände oder zu einem Fernseher, um die Hochzeitsprozession im Dom zu verfolgen. Ich nutzte die geringe Entfernung zu meiner Pension zu einem kurzen 'Mittagssnack' und zum Wechsel meiner Utensilien: Klappstuhl und Regenschirm, denn so langsam bewölkte es sich.
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