Norwegische Orte und Regionen A-Z:
K R I S T I A N S A N D
Fylkehauptstadt von Vest-Agder
Zentrum des 'Sørlandets'
74.000 Einwohner, fünftgrößte Stadt und zweitgrößter Hafen Norwegens
Meine Besuche: 1996, 1998, 2001, 2002
Zur Geschichte des Ortes:
1641 ließ Dänenkönig Christian IV. den Ort mit einem schachbrettartigen Grundriß auf einer Sandebene ('Christians Sand') an der Otra-Mündung erbauen.
Das Altstadtviertel 'Posebyen' - im streng quadratisch angeordneten Zentrum 'Kvadratur' - mit kleinen weißen Holzhäusern steht heute noch so, wie es damals geplant (aber z. T. erst später realisiert) wurde.
Die Stadt erhielt das Handelsmonopol für das gesamte Hinterland, um als Geldquelle für den König zu fungieren.
Die Besiedlung ging aber am Anfang sehr schleppend voran.
Trotz der Anordnung an Bewohner der Sørlandsküste zwischen Risør und Flekkesund, nach Kristiansand umzuziehen, lebten 25 Jahre später erst ca. 1550 Menschen hier.
1666 Garnisonsstadt.
1662 - 1672 Errichtung der Festung auf Christiansholm.
1682 Bischofssitz von Stavanger hierherverlegt.
1734 verheerender Stadtbrand
Anfang des 19. Jahrhunderts wirtschaftlicher Aufschwung; Schiffsbau und Schiffahrt.
1839 Anbindung an die Dampfschiffroute London - St. Petersburg.
1892 großer Stadtbrand, danach Neuaufbau des heutigen Posebyen.
1895 Fertigstellung der Setesdalbahn (1962 stillgelegt und heute als Touristenattraktion z. T. wieder in Betrieb).
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts stetiges Wachstum der Stadt.
Durch Hydroelektrizität entwickelten sich neue Wirtschaftszweige mit vielen Arbeitsplätzen.
1938 Sørlandbahn nach Oslo eröffnet, 1944 auch Verbindung nach Stavanger.
1939 Eröffnung des Flughafens Kjevik.
Kristiansand beherbergt heute Norwegens größtes College. Wichtige Wirtschaftszweige sind Industrie, Handel und Tourismus.
Sehenswürdigkeiten:
- Posebyen im Nordosten des Stadtzentrums Kvadratur (s.o.); die meisten Häuser dieses Stadtviertels stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und bilden heute Nordeuropas größte Ansammlung solcher niedrigen, weißgestrichenen Holzhäuser. In der Sommersaison Samstags Straßenmarkt in der Holbergstraße.
- Das Gelände der ehemaligen Fischhallen und der Gravanekanal bilden nach umfangreichen Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen heute mit ihren vielfältigen Restaurationsangeboten und dem lebhaften Treiben der Kleinboote einen beliebten Anziehungspunkt.
- Spätgotische Domkirche im Stadtzentrum, um 1885 nach Stadtbränden wiedererrichtet; Turmbesichtigung in der Sommersaison.
- Naturpark Ravnedalen (1875-78 von Oscar Wergeland angelegt) und Natur- und Freizeitpark Baneheia am Nordrand des Zentrums.
- Die Festung Christiansholm wurde zwischen 1662 und 1672 als Antwort auf die zahlreichen Angriffe von Piraten erbaut, die nur mit Kriegsschiffen am Plündern der Handelsschiffe gehindert werden konnten. Außerdem schwelte der Konflikt zwischen Norwegen und Dänemark einerseits und Schweden andererseits um die Vorherrschaft im Skagerrak. Strategisch günstige Festungen wurden benötigt. Die ersten, hölzernen Festungen wurden schließlich durch die Festung Christiansholm ersetzt, die auf einer kleinen Insel im Osthafen errichtet wurde. Die damals 1550 Einwohner von Kristiansand mußten den Aufbau der Festung durch Sondersteuern und Arbeitsdienste unterstützen. Die Insel wurde durch eine 100 m lange Brücke mit dem Festland verbunden. Der tiefe Kanal wurde erst im 18. Jahrhundert zugeschüttet. 1807 eröffnete die Festung zum ersten und letzten Mal das Feuer, damals auf den englischen Feind im Napoleonischen Krieg. 1872 wurde die Festung offiziell geschlossen. Beim großen Stadtbrand 1892 wurden die Gebäude durch eine gewaltige Explosion des Pulverlagers verwüstet und erst später wieder aufgebaut. Im zweiten Weltkrieg besetzten die Deutschen die Festung und befestigten sie mit Beton, was später wieder entfernt wurde. Heute wird die Festung für Ausstellungen, Konzerte und verschiedene Versammlungen verwendet. Die verbliebenen acht Bronzegeschütze stammen aus der Zeit zwischen 1666 und 1788.
- Der Otterdals Park an der Promenade wird auch 'Nupens Garten' genannt nach dem Künstler, der den großen Springbrunnen gestaltet hat. Der Park wurde 1991 von König Harald eingeweiht und ist heute ein besonderer Anziehungspunkt für Familien mit Kleinkindern.
- Kristiansand Tierpark und Märchendorf 'Kardemomme By' (an der E18 Richtung Grimstad, www.dyreparken.com).
- Bronzeplatz, Wohnhäuser und rekonstruierte Boote aus der Bronzezeit (Høvåg, Rv 401 Richtung Lillesand www.bronseplassen.no)
- Monte Carlo Motormuseum, Privatsammlung mit mehr als 80 Autos und Motorrädern (13 km östlich von Kristiansand, gegenüber dem Tierpark an der E18)
- Vest-Agder Provinzmuseum. Freilichtmuseum mit Schwerpunkt Agder und Setesdal. (im Nordosten der Stadt nahe der E18, www.museumsnett.no/vafymuseum)
- Naturhistorisches Museum und botanischer Garten (Gimlevn. 23, www.museumsnett.no/naturmuseum)
- Gimle Gård Herrenhof von ca. 1800, kulturhistorisches Museum (Gimlevn. 23, www.museumsnett.no/naturmuseum)
- Sørlandets Kunstmuseum (Skippergt. 24b)
- Kanonenmuseum Møvig. Während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Küstenbatterien erbaut. Als Arbeitskräfte kamen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter zum Einsatz. Bei Møvig nahe Kristiansand und im dänischen Hanstholm wurden gewaltige 38 cm Kanonen mit einer Reichweite von 55 km installiert, wodurch der gesamte Zugang zu den norwegischen, dänischen und baltischen Gewässern kontrolliert wurde. Nach Kriegsende wurde die Batterie als Teil der norwegischen Küsteartillerie bis 1952 benutzt. Die 38 cm Kanone ist weltweit die einzige erhaltene ihrer Art und die zweitgrößte Kanone überhaupt. (westlich von Kristiansand, E39, Rv 456/457 www.flekkeroy.no/kanonmuseumet.htm)
- Sightseeing-Tripp durch die Schären zwischen Kristiansand und Lillesand, nur in der Sommersaison.
- 'Melkeruta', der älteste Linienbus der Welt (seit 1936 in Betrieb)
- Kristiansand Golfclub.
- Populärer Stadtstrand, nahe der Schwimmhalle.
- Elchsafari, Bootstouren, Badeplätze.
An-/Abreise:
Christian IV. hat die Stadt zentral anlegen lassen.
Daher hat Kristiansand eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung in alle Richtungen.
- Wichtige Verkehrsverbindung ist die E18 nach Oslo und E39 (früher E18) nach Stavanger.
- Nach Westen führt alternativ zur E39 (292 km bis Haugesund) die sogenannte 'Nordseestraße' (340 km).
Die Streckendifferenz macht es deutlich: es handelt sich um eine kleine Straße mit sehr vielen Kurven und Umwegen, die aber wesentlich interessanter ist als die ausgebaute E39 mit Schnellstraßencharakter.
Nichts für den, der es eilig hat, oder der mit dem Wohnmobil noch nicht so klar kommt.
Die Straße ist nämlich meistens nicht sehr breit und bei Gegenverkehr (z.B. Linienbusse, die immer ganz schön heizen) kann es auch schon mal eng werden.
Aber wer etwas Zeit hat und mehr von der schönen Küstengegend sehen will - besonders mit Motorrad! - fährt hier genau richtig.
Die Nordseestraße ist verkehrstechnisch nicht eine durchgehende Straße, sondern eine touristisch verknüpfte Aneinanderreihung der kleinen Küstenstraßen und dementsprechend (gering) ausgeschildert.
Wer sich näher für diese Straße interessiert und sich auch besser orientieren möchte, kann sich vorab eine Broschüre von den Touristeninfos zuschicken lassen.
- In den Norden führt die Straße 39 direkt in das schöne Setesdal.
- Fähranbindung mit Color Line nach Hirtshals (DK) mehrmals täglich.
- Fähranbindung nach Amsterdam mit Scandinavian Seaways.
- Fähranbindung nach Harwich (GB).
- SAS-Flüge nach Kjevik.
- Kristiansand liegt an der North Sea Cycle Route.
- Teil der Nationalen Fahrradroute Nr. 1; Richtung Songdalen teils autofreie Wegstrecke als Rekonstruktion des alten Postwegs zwischen Stavanger und Oslo.
- Die Nationale Fahrradroute Nr. 3 führt von Kristiansand durch das Vennesla-Gebiet und das Setesdal bis nach Hovden.
Anmerkungen:
An der Einfahrt nach Kristiansand ist z. T. eine Maut zu bezahlen.
Im Stadtzentrum sind praktisch alle Parkplätze kostenpflichtig, was mich dazu gebracht hat, das Auto außerhalb zu parken und mit dem Fahrrad ins Zentrum zu fahren.
Im Zentrum gibt es eine Fußgängerzone mit recht guten Einkaufsmöglichkeiten.
Einige Supermärkte ermöglichen den (für norwegische Verhältnisse) günstigen Einkauf von Lebensmitteln.
Im Vergleich zu den anderen kleineren Städten des Sörlands gibt es in Kristiansand auch abends ein reges Treiben.
Dazu tragen die Hochschulen, Restaurants, Bars und Kinos sicher bei.
(!) An einigen Stellen in und um Kristiansand sind Stadtpläne als Abreißblöcke ausgelegt.
Zentrum und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind übersichtlich dargestellt.
Quelle: www.FBoller.de
Ursprungsadresse der Homepage: http://www.fboller.de/norwegen/
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